Die BSH Traunreut verarbeitet bei der Produktion ihrer Hausgeräte hochsensible Bauteile, die zum Teil in Reinräumen gefertigt werden, um die Ausfallquote zu minimieren. Für bis zu zehn Prozessanlagen wurde 2021 ein mehr als 300 m² großer Reinraum der ISO-Klasse 7 installiert, bei dem eine spätere Erweiterung der Fläche bereits vorgesehen wurde. Das bayerische Unternehmen setzte dabei auf ein modulares Reinraumsystem von Schilling Engineering, das die Möglichkeit bietet, einzelne Elemente umzubauen und zu verbinden.
Erweiterung der Reinraumfläche geplant
Die Entscheidung für ein modulares Reinraumsystem erwies sich als richtig, denn bereits nach zwei Jahren war die geplante Erweiterung um rund 100 m² erforderlich. Der an Schilling Engineering vergebene Reinraumumbau sollte bei laufendem Betrieb mit maximal einer Woche Stillstandszeit durchgeführt werden. Eine besondere Anforderung war die Vorgabe, den Reinraum ohne Zwischenwände und störende Stützen zu einem durchgehenden Raum zu erweitern. Da in der Werkshalle keine Möglichkeit einer Abhängung besteht, wurde der bestehende Reinraum freitragend geplant und die 15 m Breite mit speziell konstruierten 1,20 m hohen Fachwerk-Deckenträgern überbrückt. Der Reinraumanbau wurde in gleicher Weise konstruiert.
Umbau bei laufendem Betrieb
Der Umbau erfolgte in zwei Phasen. In der ersten zweiwöchigen Phase wurden erste Vorbereitungen für den späteren Anschluss getroffen. Die Materialschleuse, die sich in der später entfernten Verbindungswand befand, wurde demontiert und an anderer Stelle eingesetzt, eine Schiebetür durch ein Rolltor ersetzt, sowie ein zweiter Entfeuchter und ein zweiter Kontrollmonitor installiert. Dank der Modularität des Systems konnten diese Arbeiten schnell und ohne Unterbrechung des laufenden Betriebs durchgeführt werden.
In einer zweiten sechswöchigen Phase erfolgte die Montage des Anbaus und die elektrische Vorbereitung. Die Raumerweiterung wurde mit einem offenen Versatz von 1,5m als Lücke komplett fertig installiert. Dies bedeutete, dass die 15 m langen Deckenträger im Werk des Reinraumherstellers vorkonfektioniert in einem Stück nach Traunreut geliefert wurden. Die rund 100 m² große Decke des freitragenden Raums wurde auf Wunsch komplett begehbar ausgeführt.
Fünf Arbeitstage für Endanschluss und Inbetriebnahme
In einem knapp bemessenen Zeitraum von nur fünf Arbeitstagen wurde die Produktion einmalig unterbrochen, um den finalen Anschluss der beiden Reinraumanlagen durchzuführen. In dieser Zeit wurden die Produktionsmaschinen verpackt und eine Staubschutzwand zum Schutz der bestehenden Reinraumfläche installiert. Nun mussten die Servicetechniker der Reinraumfirma koordiniert und zügig arbeiten, um die offene 1,5m Verbindung in der kurzen Zeit erfolgreich abzuschließen. Das Plenum wurde geöffnet und die Trennwand zum bestehenden Reinraum entfernt. Die Decke wurde ergänzt, Anschlüsse angepasst, letzte Passstücke der Kanäle angeschlossen und Abdichtungsarbeiten durchgeführt. Eine besondere Herausforderung stellte die elektrische Umverdrahtung dar, da die Erweiterungskomponenten erst nach Stillstand in die Platzreserven eingebaut werden durften. Nach weiteren Feinarbeiten wurde der Reinraum termingerecht betriebsbereit übergeben. Die Produktion der Hausgeräte konnte nahtlos weitergehen. Die Reinraummitarbeiter von BSH freuen sich besonders über die großzügigen Glasflächen mit Tageslicht und den sehr leisen Betriebszustand des ISO 7 Reinraumes, bei dem eine Lärmmessung < 60 dB gemessen wurde.